Das Ziel Wilhelm II. ist nicht die Burg als kaiserliche
Residenz zu restaurieren, sondern sie als Museum des deutschen
Rittertums und Mittelalters zu eröffnen. In der Tat hat der Kaiser
nie in der Hohkönigsburg geschlafen. Die restaurierte Burg soll
aber auch ein Symbol der seit 1871 deutschen Herrschaft im Elsass
werden, und die Hohenzollern als legitime Nachfolger der
Hohenstaufen und der Habsburger rechtfertigen. Deshalb verfolgt der
Kaiser mit Aufmerksamkeit den Fortgang der Restauration und
besichtigt einmal im Jahr die Baustelle.
Der Ehrgeiz des Kaisers ist groß, und um die Besucher
anzulocken will er die Pracht der Burg des 15. Jahrhunderts
wieder zum Leben erwecken. Der Empfang von Besuchern und eine
touristische Entwicklung spielen also von Anfang an im Projekt des
Kaisers eine wichtige Rolle. Nicht nur aus historischen Gründen
entscheidet sich der Kaiser für eine vollständige Restauration,
sondern auch aus politischen Gründen.
Ein Konstruktionsprogramm
Sein Programm ist nicht kompliziert: er will in Stein meißeln,
dass das Elsass immer ein deutsches Land war, und es bleiben wird.
Nicht nur die Hohkönigsburg nutzt ihm dazu, sondern auch die
Errichtung der Neustadt Straßburg (place de la République, Gallia,
Palais du Rhin…).
An dem Fallgittertor setzt der Kaiser sein eigenes Wappen über
dasjenige Karls des Fünften, so stellt er sich als legitimer
Nachfolger dieses prächtigen Kaisers und ehemaligen Besitzers der
Burg dar.
Die Hohkönigsburg kennzeichnet die Westliche Grenze des
zweiten Deutschen Reiches, während die Marienburg (Malbork) , heute
in Polen, die östliche Grenze bildet.